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Laktose- und glutenfrei als Werbestrategie?

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Geschrieben von thierry

Unzählige Produkte werben mit „glutenfrei“ oder „laktosefrei“ – oft mit Zusätzen wie „ohne künstliche Aromen“ oder „ohne Konservierungsstoffe“ kombiniert.

Waren es vormals Zucker und Fett, gelten nun Gluten und Laktose als die krankmachenden Bösewichte in unseren Lebensmitteln. Unzählige Produkte werben mit „glutenfrei“ oder „laktosefrei“ – oft mit Zusätzen wie „ohne künstliche Aromen“ oder „ohne Konservierungsstoffe“ kombiniert. Laktosefreie Milchprodukte beispielsweise findet man mittlerweile nicht mehr nur in den hinteren Ecken im Supermarkt, sondern an prominenten Stellen. Laut dem Milchindustrie-Verband e. V. (MIV) wächst der Markt jedes Jahr um 20 Prozent.
Neuerdings finden sich zudem unzählige Ratgeber-Bücher, die vorführen, wie ein „gesundes“ Leben ohne gewöhnliches Brot oder normale Milch aussehen kann – nicht nur für Laktoseintolerante oder Zöliakiepatienten. Gluten wird sogar als Dickmacher gehandelt.

In Arztpraxen erscheinen immer häufiger Menschen, die fälschlicherweise glauben, Laktose oder Gluten nicht zu vertragen, so der Verband der Diätassistenten.
In Deutschland glaubt inzwischen mehr als jeder zweite Bundesbürger, an einer Laktoseunverträglichkeit zu leiden, rund 40 Prozent der Deutschen kaufen bereits regelmässig laktosefreie Lebensmittel, wie eine Befragung der Landesvereinigung Milch in Nordrhein-Westfalen im August 2013 ergab. Ohne dass die Unverträglichkeit zuverlässig diagnostiziert worden wäre, greifen Menschen also vermehrt zu Diätnahrung – im Glauben, sich damit etwas Gutes zu tun.

Für Gesunde sind laktosefreie Produkte jedoch völlig unnötig: «Wenn ein Mensch keine Laktoseunverträglichkeit hat, ergibt es keinen Sinn, Milchzucker zu meiden», sagt Andreas Stallmach, Gastroenterologe an der Universität Jena. Für gesunde Verbraucher haben auch glutenfreie Produkte keinerlei Vorteile. Zudem kosten sie teilweise ein Vielfaches mehr als herkömmliche Lebensmittel. Dies ergab ein Marktcheck der Verbraucherzentralen. Lebensmittel wie Schnitt- und Hartkäse zum Beispiel sind natürlicherweise so gut wie laktosefrei. Die Werbung „laktosefrei“ rechtfertigt daher nicht den nahezu doppelt so hohen Preis.
Personen hingegen, die unter einer Laktoseunverträglichkeit leiden oder die den Getreidebestandteil Gluten nicht vertragen, erleichtert die Kennzeichnung und eine zunehmende Produktvielfalt die Lebensmittelauswahl.

Es sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung, die laut der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten unter Laktoseintoleranz leiden. In der Schweiz geht man davon aus, dass jede fünfte Person von einer Laktoseintoleranz betroffen ist (nach Angaben von aha! Allergiezentrum Schweiz), Andere Schätzungen gehen von 15 bis 20 Prozent Betroffenen in Europa aus. Sie können den Milchzucker wegen einer genetischen Besonderheit nicht gut verdauen; schon nach einem Glas Milch leiden sie unter Übelkeit, Schmerzen, Durchfall oder Blähungen. Für sie sind laktosefreie Produkte sinnvoll. Für Gesunde nicht.

Tipp: Ein informatives Faltblatt bietet zum Beispiel die Verbraucherzentrale Hamburg zum Download an: http://www.vzhh.de/ernaehrung/318527/Faltblatt_Laktosefrei_Glutenfrei.pdf

Über den Autor

thierry

Initiant und Gründer des Portals www.laktoseintolerant.ch als es noch kein grosses Nachschlagewerk oder Empfehlungsplattform gab.

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